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Schwangerschaft

Nachsorge bei Schwangerschaftsdiabetes

Ein Schwangerschaftsdiabetes muss nicht bedeuten, dass man nun dauerhaft ein Diabetes hat. Die gute Nachricht: Bei den meisten Frauen normalisieren sich die Blutzuckerwerte nach der Geburt des Kindes wieder. Die schlechte Nachricht: Nach Schwangerschaftsdiabetes besteht ein deutlich erhöhtes Risiko für Folgeerkrankungen auch noch Jahre nach der Geburt. Für Mutter und Kind. Deshalb ist es so wichtig, regelmäßig die Nachsorgeuntersuchungen durchzuführen. 

Nach einem Schwangerschaftsdiabetes ...

20Prozent

der Frauen entwickeln bereits im ersten Jahr nach der Geburt eine Erhöhung der Blutzuckerwerte unter Zuckerbelastung, eine Vorstufe des Diabetes Typ 2.

10Mal

Ein bis zu 10-mal so hohes Risiko für die Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 2 im Vergleich zu Frauen ohne Schwangerschaftsdiabetes

50Prozent

der Frauen erkranken in den ersten 10 Jahren nach der Geburt trotz normaler Blutzuckerwerte an einem Diabetes mellitus Typ 2.

40Prozent

Es besteht ein etwa 40 %-iges Risiko, bei erneuter Schwangerschaft, wieder einen Schwangerschaftsdiabetes zu entwickeln.

45Prozent

Frauen, die eine Schwangerschaftsdiabetes hatten, haben ein 45% höheres Risiko an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erkranken als Frauen ohne Schwangerschaftsdiabetes.

15Prozent

Bei 15 % der schwangeren Frauen wurde im Jahr 2020 eine Schwangerschaftsdiabetes diagnostziert.

Nachsorgeuntersuchungen sind wichtig!

Für Ihre Gesundheit und die Ihres Kindes

40Prozent

Nur 40% der Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes nehmen an Nachuntersuchungen teil.

Leider nehmen weniger als die Hälfte der Frauen mit diagnostiziertem Diabetes mellitus während der Schwangerschaft an Nachsorgeuntersuchungen teil. Vor allem

  • Frauen mit einem hohen Body-Mass-Index (Übergewicht)
  • Frauen mit Migrationshintergrund
  • Raucherinnen

nehmen Nachsorgeuntersuchungen seltener in Anspruch, obwohl sie ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Schwangerschaftsdiabetes und den entsprechenden Folgeerkrankungen haben.

In der Zeit nach der Entbindung ist es wichtig, dass weiterhin engmaschige, regelmäßige Kontrollen bei Ihrem niedergelassenem Gynäkologen, Hausarzt oder Diabetologen, bei dem Sie bereits vor der Entbindung in Behandlung waren, weitergeführt werden. Dadurch wird eine möglichst gute Versorgung und Betreuung in der akuten Phase gewährleistet.

Welche Folgeerkrankungen bei Mutter und Kind auftreten können

Studien haben gezeigt, dass in den Folgejahren nach der Schwangerschaft bei Müttern, die einen Schwangerschaftsdiabetes hatten und deren Kindern ein erhöhtes Risiko zur Entwicklung bestimmter Erkrankungen besteht.

Mögliche Folgeerkrankungen, die bei der Mutter auftreten können

  • Ein bis zu 10-mal so hohes Risiko für die Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 2 im Vergleich zu Frauen ohne Gestationsdiabetes. Dieses erhöhte Diabetesrisiko bleibt noch Jahrzehnte nach der Schwangerschaft bestehen.

  • Ein erhöhtes Risiko in den Folgejahren (bereits innerhalb eines Jahres nach der Entbindung) ein metabolisches Syndrom zu entwickeln (v.a. bei erhöhtem BMI). Hierbei handelt es sich um eine Kombination von Risikofaktoren, die gemeinsam auftreten. Dazu zählen abdominale Adipositas (großer Bauchumfang), Bluthochdruck, erhöhte Nüchtern-Blutzuckerwerte, erhöhte Blutfettwerte (Triglyceridwerte) und zu niedrige HDL-Cholesterinwerte („gutes“ Cholesterin). Diese Risikofaktoren können wiederum die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen fördern. So sind bei Frauen in Studien z.B. bereits innerhalb eines Jahres nach der Entbindung Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte und erhöhte Blutzuckerwerte zu beobachten. Diese Faktoren erhöhen das Risiko Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu entwickeln.

  • Ein (etwa 45%) höheres Risiko für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z.B. Herzinfarkt, Schlaganfall, ischämische Herzkrankheiten) im Vergleich zu Frauen ohne Gestationsdiabetes. Das erhöhte Risiko eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu entwickeln, bleibt noch Jahrzehnte nach der Schwangerschaft bestehen. So haben z.B. Frauen mit Gestationsdiabetes trotz einer Blutzucker-Normalisierung nach der Entbindung ein doppelt so hohes Risiko für eine Verkalkung der Koronararterien (CAC) wie Frauen ohne Gestationsdiabetes.

Mögliche Folgeerkrankungen, die beim Kind auftreten können

  • Ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines metabolischen Syndroms

  • Ein langfristig erhöhtes Risiko für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z.B. Herzerkrankungen, Bluthochdruck, Übergewicht, erhöhte Blutzuckerwerte). So entwickeln Jugendliche und junge Erwachsene (bis zum 35. Lebensjahr) möglicherweise früher selbst Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen oder Diabetes mellitus Typ 2, wenn ihre Mütter in der Schwangerschaft einen Schwangerschaftsdiabetes hatten.

  • Das Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu versterben ist für Jugendliche und junge Erwachsene, deren Mütter Schwangerschaftsdiabetes hatten, bis zum 35. Lebensjahr 2- bis 3-mal höher im Vergleich zu Menschen, deren Mütter keinen Schwangerschaftsdiabetes hatten.

  • Eine mögliche Verzögerung der (grob- und fein-) motorischen Entwicklung

Empfohlene Nachsorgemaßnahmen zur Früherkennung und Prävention möglicher Langzeitfolgen bei Müttern

Direkt nach der Entbindung

Kontrolle der Blutzuckerwerte:

Bei normalen Werten (nüchtern < 100mg/dl und unabhängig von Mahlzeiteneinnahme < 200mg/dl) ist keine weitere Ernährungstherapie oder Blutzucker-Selbstkontrolle notwendig.

6-12 Wochen nach der Entbindung

Es sollte eine Blutzuckerkontrolle (oraler Glukosetoleranztest (oGTT)) erfolgen, z.B. beim Diabetologen oder Hausarzt.

  • Ist dieser Test unauffällig sollte alle 2-3 Jahre eine erneute Blutzucker-Testung durchgeführt werden (mittels Nüchternblutzucker, Spontanglukose, HbA1c oder oGTT). 
  • Ist dieser Test auffällig wird eine Lebensstiländerung mit Ernährungs- und Bewegungsberatung empfohlen, um das Risiko für die Entwicklung eines Diabetes Typ 2 zu verringern.

Einmal pro Jahr

sollte ein Test auf Diabetes durchgeführt werden, z.B. beim Diabetologen.

Bei Planung einer weiteren Schwangerschaft

sollte ebenfalls ein Test auf Diabetes erfolgen, z.B. beim Gynäkologen oder Diabetologen.

Während der nächsten Schwangerschaften

sollte bereits im 1. Trimenon eine Kontrolle auf erhöhte Blutzuckerwerte durchgeführt werden (z.B. beim Gynäkologen oder Diabetologen).

Weitere Empfehlungen

Um das Risiko der Entstehung eines Diabetes mellitus Typ 2 (v.a. in den ersten Jahren nach der Schwangerschaft), Herz-Kreislauf-Erkrankungen und anderer Folgeerkrankungen zu verringern, können die Teilnahme am postpartalen Screening, ein gesunder Lebensstil, gesunde Ernährung, ausreichend körperliche Aktivität, Gewichtsreduktion bei Übergewicht und falls notwendig medikamentöse Behandlung hilfreich sein.

Empfohlene Nachsorgemaßnahmen zur Früherkennung und Prävention möglicher Langzeitfolgen bei Kindern

Nach der Geburt

Kontrolle des Blutzuckers

Stillen

Stillen bietet Müttern und Kindern, die von einem Schwangerschaftsdiabetes betroffen waren, scheinbar einen Schutz vor Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. So kann Stillen zum Beispiel den Blutdruck und Blutzucker senken und einen Schutz vor der Entstehung eines Diabetes mellitus Typ 2 darstellen.

Weitere Empfehlungen

Bestimmte Maßnahmen können dabei unterstützen, bei Kindern und Jugendlichen mögliche Risikofaktoren für die Entwicklung von Langzeitfolgen des Gestationsdiabetes, wie beispielsweise Übergewicht / Adipositas, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Stoffwechselerkrankungen, zu verringern, frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, z.B. 

  • Führen eines gesunden Lebensstils (z.B. gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung)
  • Regelmäßige Gewichtskontrollen und Blutdruckmessungen durch den Kinderarzt
  • Sofortige ärztliche Abklärung bei Hinweisen auf Hyperglykämie (zu hohe Blutzuckerwerte)
  • Bei Kindern und Jugendlichen mit Übergewicht sollte beim Kinderarzt ein Screening auf einen möglicherweise vorliegenden Diabetes mellitus Typ 2 durchgeführt werden, wenn ein Gestationsdiabetes in der Schwangerschaft bestand. Diese Untersuchung sollte bei den Kindern und Jugendlichen auch dann durchgeführt werden, wenn (noch) keine Symptome der Diabeteserkrankung bestehen.

Unterstützende Angebote zur Führung eines gesunden Lebensstils in München

Die Führung eines gesunden Lebensstils wird als Vorsorgemaßnahme zur Vermeidung des Auftretens von Folgeerkrankungen empfohlen. Jedoch kann das Führen eines gesunden Lebensstils im Alltag ohne Unterstützung, Beratung oder geeignete Anlaufstellen oft schwerfallen.

Auch Krankenkassen bieten verschiedene Unterstützungs- und Präventionsangebote zu den Themen Rauchentwöhnung, Ernährung, Bewegung und Gewichtsreduktion (für Erwachsene und Kinder) an. Wenden Sie sich einfach an Ihre Krankenkasse.