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Aktuelle Mitteilung der München Klinik

Meldung
20.06.202412:33 Uhr

Neuer „Schmerzschrittmacher“ schenkt Menschen mit chronischen Schmerzen neue Lebensqualität

Kurzer Eingriff, und dann schmerzlos

In jedem dritten Haushalt in Europa lebt ein Mensch, der unter chronischen Schmerzen leidet – allein in Deutschland gibt es mehr als 12 Millionen Betroffene (Zahlen der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V.). Wenn konservative Optionen wie u.a. die multimodale Schmerztherapie ausgereizt sind, kann die Implantation eines Rückenmarkstimulators, auch „Schmerzschrittmacher“ genannt, eine deutliche Schmerzreduktion von über 90 Prozent bewirken. In der München Klinik (MüK) Bogenhausen wurde jetzt erstmals einer Patientin ein Modell der neuesten Generation eingesetzt – wiederaufladbar und ganz ohne „Kribbeln“. Dank neuester „Closed Loop-Technologie“ wird eine unangenehme Über- oder Unterstimulation verhindert.

München, 20. Juni 2024. Raphaela B. (39 Jahre) leidet nach einem Bandscheibenvorfall jahrelang unter chronischen Schmerzen und galt als „austherapiert“ – im März liegt sie dennoch auf einem OP-Tisch in Bogenhausen. Als erste Patientin in Südbayern erhält sie von Frau Dr. Andrea Prescher, Oberärztin in der Klinik für Neurochirurgie der MüK Bogenhausen, einen „Schmerzschrittmacher“ der neuesten Generation. Nach 30 Minuten ist der Eingriff, der unter Lokalanästhesie stattfindet, bereits vorbei – und Raphaela B. strahlt.

Neue Perspektive für Schmerzpatient*innen ohne Perspektive
Patient*innen mit chronischen Schmerzen haben häufig eine Ärzte-Odyssee und langjährige Therapien mit verschiedenen Ansätzen hinter sich. Sie gelten dann als „austherapiert“, wenn sie zu Neurochirurgin Dr. Andrea Prescher in die Sprechstunde kommen. Die Oberärztin ist Expertin für Schmerzschrittmacher; sie implantiert regelmäßig solche Rückenmarkstimulatoren (SCS-Systeme) zur Behandlung von chronischen Rücken- und Beinschmerzen. „Betroffenen, die vorher aufgrund ihrer chronischen Schmerzen beispielsweise bei alltäglichen Aufgaben beeinträchtigt waren oder keine längeren Spaziergänge mehr machen konnten, kann so ein Leben mit deutlich weniger Schmerzen und höherer Lebensqualität ermöglicht werden“, sagt Frau Dr. Prescher. Häufig möchten ihre Patient*innen, die meist unter chronischen Rücken- oder Beinschmerzen leiden und oft bereits eine multimodale Schmerztherapie und mehrere Operationen hinter sich haben, schlicht „wieder im Leben stehen“. Weitere Indikationen für dieses Verfahren sind z.B. die Schaufensterkrankheit (pAVK) oder eine austherapierte diabetische Polyneuropathie.

Schmerzschrittmacher: Kleines Gerät, große Wirkung
Diese Menschen können durch einen Schmerzschrittmacher von einer deutlichen Schmerzlinderung von häufig 70-80, teilweise bis über 90 Prozent profitieren. Das Gerät ähnelt in Form und Aufbau einem Herzschrittmacher. Das Prinzip ist einfach: Der Schmerzschrittmacher ist ein operativ eingesetzter Neurostimulator. Er sendet über einen dünnen Draht (die Elektrode) elektrische Signale an die Nerven am Rückenmark. So hindert er bestimmte Nerven daran, die Schmerzinformation an das Gehirn weiterzuleiten. Das System setzt also am Schmerzsignal selbst an und schwächt dieses ab bzw. unterbricht es. Einige Geräte erzeugen dann bei bestimmten Bewegungen ein Kribbeln im Schmerzbereich. Neuere Rückenmarkstimulatoren gibt es auch “kribbelfrei”.

„Dann ist da dieses Lächeln“: Nach zwei Eingriffen ist der Schmerz im Griff
In ausführlichen Vorgesprächen und Untersuchungen beurteilt Frau Dr. Andrea Prescher vorab, ob das Verfahren für die Patient*innen infrage kommt. Wenn dies so ist, beginnt die Testphase: die Person bekommt in einem ersten, längeren Eingriff unter Vollnarkose zwei Elektroden zur epiduralen Stimulation in den Spinalkanal implantiert, die mit einem Testgerät außerhalb des Körpers verbunden werden. Eine Woche lang wird ausprobiert, ob der Patient oder die Patientin von diesem Verfahren profitiert. Bei positiven Verlauf können die Patient*innen das schmerzfreie Leben schon einmal testen. Dann folgt der Rückwärtstest – das Gerät wird entfernt und die, dann häufig bereits in Vergessenheit geratenen Schmerzen, sind wieder spürbar. Wenn mit dem Gerät eine Schmerzreduktion um mindestens 60 Prozent erreicht werden kann, war der Test erfolgreich. „Ich sehe es schon am Gesichtsausdruck, wenn ich nach der OP ins Zimmer komme.  Dann ist da dieses Lächeln“, sagt Oberärztin Dr. Andrea Prescher. Rund 80 Prozent der Schmerzpatientinnen und -patienten profitieren laut Studien – dies trifft auch für Bogenhausen zu. Patientin Raphaela B. berichtet von ihrer Testphase: „Ich konnte mich einfach wieder bücken.“ Nach der Testphase erhalten die Patient*innen in einem zweiten, ambulanten Eingriff unter Lokalanästhesie ihren Schmerzschrittmacher und können das Gerät im Alltag selbst per Smartphone und App steuern. Nach zehn Wochen erfolgt in einem Nachsorgetermin in der Klinik eine abschließende Feinjustierung der Geräteeinstellungen. Im gesamten Prozess eingebunden und auch während der Eingriffe anwesend ist ein Medizinprodukte-Berater, der die Ärzt*innen unterstützt und sich um die Technik und Programmierung des Gerätes kümmert.

Aufladbar und kein Kribbeln: So funktioniert das neueste Modell
Es gibt verschiedene Schmerzschrittmacher-Modelle mit unterschiedlichen Stimulationsformen. Einige führen zu einem Kribbeln im Schmerzbereich und eignen sich besonders für Patient*innen mit Beinschmerzen. Es gibt auch Stimulationsformen, die ohne das Kribbeln funktionieren und sich besser für Patient*innen mit chronischen Rückenschmerzen eignen – diese Systeme sind häufig wiederaufladbar. Das neueste Modell, das seit 2024 verfügbar ist und Raphaela B. als eine der ersten bayerischen Patient*innen erhalten hat, ist ein wieder aufladbarer Stimulator und verfügt über mehrere Stimulationsformen. Er verursacht in diesem Fall kein Kribbeln. Durch die sogenannte Closed Loop Funktion misst der Stimulator die biologischen Signale der Person und passt die Stimulation sofort an jede Bewegung an, z.B.: Anlehnen, Liegen, Laufen. 24 Stunden am Tag misst der Loop die Aktivierung der Neuronen im Rückenmark. Eine mögliche Über- oder Unterstimulation, welche von vielen Patient*innen als unangenehmes Kribbeln beschrieben wird, kann dadurch verhindert werden. Raphaela B. wünschte sich vor dem Eingriff wieder mit ihrem Hund spazieren gehen zu können, im Garten Unkraut zu jäten: „Alltag eben, nur ohne Schmerzen.“ Mit ihrem neuen Schmerzschrittmacher ist das alles und vieles mehr wieder möglich.

Mehr Informationen unter: https://www.muenchen-klinik.de/chronische-schmerzen/schmerzschrittmacher/

Die München Klinik ist mit Kliniken in Bogenhausen, Harlaching, Neuperlach, Schwabing und Europas größter Hautklinik in der Thalkirchner Straße Deutschlands zweitgrößte kommunale Klinik und der größte und wichtigste Gesundheitsversorger der Landeshauptstadt München. Die München Klinik bietet als starker Klinikverbund Diagnostik und Therapie für alle Erkrankungen in München und im Umland und genießt deutschlandweit einen ausgezeichneten Ruf – mit innovativer und hoch spezialisierter Medizin und Pflege und gleichzeitig als erster Ansprechpartner für die medizinische Grundversorgung. Rund 110 000 Menschen lassen sich hier im Schnitt pro Jahr stationär und teilstationär behandeln. Mit jährlich über 6000 Geburten kommen hier deutschlandweit die meisten Babys zur Welt. Auch in der Notfallmedizin ist die München Klinik die Nummer 1 der Stadt: Über 130 000 Menschen werden jedes Jahr in den vier Notfallzentren aufgenommen – das entspricht rund einem Drittel aller Notfälle der Landeshauptstadt. Die Kliniken sind entweder Lehrkrankenhaus der Ludwig-Maximilians-Universität oder der Technischen Universität München. Die hauseigene Pflege-Akademie ist mit rund 500 Ausbildungsplätzen die größte Bildungseinrichtung im Pflegebereich in Bayern. Als gemeinnütziger Verbund finden in der München Klinik Daseinsvorsorge und herausragende Medizin zusammen und stellen das Gemeinwohl in den Vordergrund: Über die medizinisch-pflegerische Versorgung hinaus gibt es großen Bedarf, der vom Gesundheitssystem nicht refinanziert wird – wie etwa das Spielzimmer für Geschwisterkinder. Und auch die Mitarbeitenden aus Medizin und Pflege, die sich mit ihrer täglichen Arbeit für die Gesundheitsversorgung Münchens einsetzen, können von Zuwendungen in Form von Spenden profitieren – beispielsweise durch die Finanzierung von zusätzlicher Ausstattung, Erholungsmöglichkeiten und Fortbildungen. Dafür zählt jeder Euro.

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Dr. Andrea Prescher, Oberärztin in der Neurochirurgie der München Klinik Bogenhausen, mit dem neuen Schmerzschrittmacher. Bildnachweis: München Klinik.

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Schmerzpatientin Raphaela B. erhielt von Oberärztin Dr. Andrea Prescher in der MüK Bogenhausen ihren neuen Schmerzschrittmacher. Als erste Patientin in Südbayern erhielt sie im März ein Modell der neuesten Generation. Bildnachweis: München Klinik.

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Patientin Raphaela B. während des Eingriffs. Bildnachweis: München Klinik.

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Das Modell der neuesten Generation ist wiederaufladbar und verhindert eine Überstimulation, für Patient*innen als unangenehmes „Kribbeln“ bemerkbar. Schmerzschrittmacher können „austherapierten“ Patient*innen neue Lebensqualität und eine Schmerzlinderung von bis zu über 90 Prozent ermöglichen. (Hinweis für Redaktionen: Auf dem Foto wurde der Name des Herstellers auf dem Gerät durch Bildbearbeitung entfernt.) Bildnachweis: München Klinik.

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